In der Gruppe 3 waren vier Boote vom Typ Ballad gemeldet: Santa Catharina, Chica, Loppukiri und Fliegender Stern. Unser Startzeitfenster von 12.00 Uhr bis 12.15 Uhr, die mitlaufende Flut, der Südwind und die taktischen Überlegungen der Teilnehmer (?) ergaben ein ziemlich weit auseinandergezogenes Feld. Mit wenigen Kreuzschlägen war das Kartoffelloch bezwungen und die Elbe erreicht. Fast bis hin zur „Luvtonne“ PN 13 konnten die Schooten auf Backbord bleiben und die Konzentration auf Höhe und maximalen Speed gerichtet sein. Tonne runden, Spinnaker hoch und gegen die Tide bis zur PN 3: Der Pagensand mit Bäumen und Wald erzeugt so manchen Dreher des Windes, Segeln am Rand der Nebenelbe mit mehr oder weniger Risikobereitschaft, vor allem aber mit Blick auf das Echolot. Bei der PN 3 Spinnaker bergen, Tonne runden (Flutstrom berücksichtigen!) und wieder möglichst schnell und hoch am Wind zur „Luvtonne“ PN 13. Eine gewisse Annäherung des Fliegenden Stern an die zuerst gestartete Santa Catharina schien gelungen. Weiter so! Spinnaker wieder hoch und jetzt ordentlich Höhe fahren, ist doch der gerade Weg ins Ziel durch Stacks bei Bielenberg und die Sände am Südausgang der Glückstädter Nebenelbe (Kartoffelloch) versperrt. Die Flut hat schon ausreichend Wasser in die Elbe geschoben: Über die vor Kollmar mit 0,5 m über SKN verzeichnete Sandbank kommen wir glatt und strömungsgünstig hinweg und können uns weiter an die Santa Catharina annähern. Bei zunehmend quer einfallenden Böen liegen beide Boote ziemlich „auf der Backe“ und die Steuerleute haben Not, den Kurs zu halten. Die Standardregel – mit der Böe abfallen und Speed machen – kann hier nicht gelten, denn in Lee drohen dann die Stacks und Sände. Jetzt aber Spi bergen, Höhe fahren und dann wieder Spi setzen – das würde erheblichen Verlust an Geschwindigkeit bedeuten. Wir knüppeln unsere Boote also weiter mit gutem Speed, meistens reichen rohe Kraft und große Ruderfläche zum Kurshalten, von der großen Kunst des Spi-Fahrens mal abgesehen!
Am Südeingang zur Glückstädter Nebenelbe können wir dann abfallen und uns entspannen. Wir haben die weit vor uns gestartete Santa Catharina eingeholt, das reicht eigentlich. Aber da sind ja noch die beiden anderen Balladen, deren Position und Zeiten kann man kaum abschätzen. Also versuchen wir doch noch die eine oder andere Attacke. Aber die Santa Catharina passt auf, hat eine sichere Luvposition und lässt uns bis zum Ziel vor der Hafenmole nicht vorbei.
Die Ergebnisliste dokumentiert für die Gruppe 3:
Fliegender Stern 03:39:20 gesegelte Zeit
Loppukiri 03:42:02 gesegelte Zeit
Santa Catharina 03:42:32 gesegelte Zeit
Chica 03:56:36 gesegelte Zeit.
Der 2001 von Rainer Gosch gestiftete Ballad-Wanderpreis geht also dieses Jahr an den Fliegenden Stern. Die gesegelten Zeiten sind mal wieder recht dicht aufeinander. Für den Fliegenden Stern ergibt sich eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 5,9 Knoten. Allerdings hat die Flut zu Beginn mehr geholfen, als sie am Ende gebremst hat.
Eine wunderschöne Wettfahrt zum Saisonauftakt: wenig Stress, weniger taktische Finessen, Geschwindigkeit und Trimm standen im Vordergrund! Teilnahme ist aus meiner Sicht allen Balladseglern fortgesetzt empfehlenswert!
Auch das Landprogramm der Nedderelv Regatta verdient Bericht und Lob: am Freitagabend wurden wir als späte Gäste vom Wettfahrtleiter mit Bier begrüßt, eine zügige und doch launige Preisverteilung; Bewirtung und fetzige Musik bringen das Seglervolk schließlich über alle Altersstufen hinweg bis spät in die Nacht ordentlich in Bewegung!
Klaus Lange, Hamburg d. 23.05.16