News: Interview mit Jens, Skipper der 'Gonzo'

(30.05.2013 DE) Eine seit 3 Jahren gepflegte Tradition: Der Gewinner des Jochen-Bierschenk-Gedächnispreises des Kieler Woche Welcome Race 2012 im Interview.

Herzlichen Dank an Jens, den Skipper der im Welcome Race 2012 auf der Etappe Kiel - Eckernförde schnellsten Ballad GONZO in der Ballad Gruppe für das Interview!

Das Welcome Race ist die Eröffnungsregatta der Kieler Woche und wird in 2 Etappen von Kiel nach Eckernförde und am 2.Tag zurück gesegelt.

Der JOCHEN-BIERSCHENK-GEDÄCHNISPREIS geht an die schnellste Ballad auf dem 1.Leg: Kiel - Eckernförde.

 

Ballad.de:

Ihr seid bereits seit der 1. Schwerpunktregatta 2010 dabei und dieses Mal ganz vorn gelandet, hattet Ihr das so erwartet?

Gonzo:

Alle Balladen, die am Welcome-Race der Kieler Woche teilnehmen, bilden ein starkes Feld. Wer hier erwarten können möchte, ganz vorn dabei zu sein, der muss sich gut vorbereiten. Bei uns klappt es mit der Vorbereitung üblicherweise nicht so perfekt. Deshalb haben wir auch mehr gehofft als erwartet, eine Platzierung in der ersten Hälfte zu erreichen. Das hat ja dann auch – besser als erwartet - geklappt.

 

Ballad.de:

Was war entscheidend für das gute Ergebnis?

Gonzo:

Mir fällt es regelmäßig schwer, genau zu analysieren, warum es manchmal gut läuft und manchmal nicht. Zum Erfolg beim Welcome-Race 2012 dürfte sicherlich die neue Genua beigetragen haben. Für entscheidender halte ich allerdings die Taktik. Die Kreuz nach Eckernförde ist ja häufig tückisch. Diesmal sind uns dabei kaum taktische Fehler unterlaufen. Das war der Bringer.

 

Ballad.de:

Wer war vorher als härtester Gegner eingeschätzt worden?

Gonzo:

Michael Langhans mit seinem STROLCH genießt bei uns großen Respekt. Letztlich darf man in dem starken Feld der Balladen jedoch niemanden aus den Augen lassen. Die Zieldurchgangszeiten in Eckernförde machen deutlich, wie eng das Feld zusammengeblieben ist. Da kann jeder auf einmal ganz vorn liegen – oder ganz  hinten. Unseren kleinen Vorsprung hätten wir beinahe noch durch eine Winddrehung kurz vor dem Ziel eingebüßt.

 

Ballad.de:

Könntest Du uns Deine Crew einmal kurz vorstellen?

Gonzo:

Erfreulicherweise gibt es in unserem Segelverein viele gute Leute, die sich als Regattabesatzung anheuern lassen. Für das Welcome-Race 2012 gelang es, eine außergewöhnlich erfahrene Crew an Bord von GONZO zu locken: Die Taktik lag in der Hand des ehemaligen Ballad-Skippers Felix Halberstadt. Er ist einfach unschlagbar kompetent. Auf dem Vorschiff hat in höchster Präzision und Geschwindigkeit Per Clausen die Manöver ausgeführt und gleichzeitig dafür gesorgt, dass bei den „Strippenziehern“im Cockpit keine lange Weile aufkam. Felix und Per fahren regelmäßig auf dem Schiff von Felix zusammen und bilden ein kleines Team, das sich ohne viele Worte versteht. Svenja Beck ist auf der GONZO schon vor einigen Jahren zur Auffrischung ihrer Segelkenntnisse eingestiegen und regelmäßig bei Mittwochs-Regatten im Cockpit als tüchtige „Strippenzieherin“ mit an Bord. Als gute und verlässliche Frau im Cockpit hat sie auch während des Welcome-Races 2012 den Männern an Bord Respekt abgenötigt. Bei Martin Schormann handelt es sich um ein viel versprechendes neues Gesicht an Bord der GONZO, das hoffentlich auch beim nächsten Rennen wieder dabei sein kann.

 

Ballad.de:

Am 2. Tag hat es leider nur zu Platz 5 gereicht, so dass Ihr nicht auf dem Podium in Kiel gelandet seid – woran lag es?

Gonzo:

Wir mussten wegen Terminproblemen von Crew-Mitgliedern einen Crew-Wechsel in Eckernförde vornehmen. Das neue Team war sich nach einer Selbsteinschätzung darüber einig, angesichts des relativ frischen Windes nur antreten zu wollen, wenn der Spi unter Deck bleibt. Auf der Rückregatta von Eckernförde nach Kiel haben 4 Ballad-Skipper den Spi gezogen. Ihr Vorsprung war nach den langen Spi-Gängen sehr groß und auf der relativ kurzen Zielkreuz für uns nicht mehr einholbar. Mit Platz 5 waren wir nicht unzufrieden.

 

Ballad.de:

Könntest Du uns die GONZO einmal vorstellen (Baunummer, wann gekauft, Liegeplatz, weitere Regattaergebnisse – und aus aktuellem Anlass: Welcher Motor?)

Gonzo:

GONZO wurde 1980 gebaut und erhielt die Baunummer 1468. Mein Freund sagt häufiger, es handele sich bei GONZO um die schönste Ballad der westlichen Ostsee. Das ist natürlich stark übertrieben. Aber wir hören es natürlich gern und sind schon ein wenig stolz auf das weiße Schiff mit den roten Streifen am Rumpf und den schönen klassischen Linien. Meine Frau und ich haben GONZO 1993 in Dänemark bei einer Recherche des Bootsmarktes entdeckt und gekauft. Im Jahre 2003 entschlossen wir uns, den nicht mehr zuverlässigen VOLVO-Motor auszutauschen. Wir nahmen Kontakt zu unserem Motorreparaturbetrieb auf und erfuhren, dass der Meister Erfahrungen mit dem Einbau neuer Maschinen in Balladen hatte. Sein Urteil: Die Platzverhältnisse im Maschinenraum einer Ballad sind schwierig. Deshalb sollte ein neuer Motor in erster Linie nach den Maßen ausgewählt werden. Sein Rat damals: Nehmt einen Nanni-Diesel 14 PS, der passt, reicht in der Leistung aus, lässt sich ohne große und teure Veränderungen einbauen und ist in Service und Qualität gut. Diesem Rat sind wir gefolgt und haben es nicht bereut.

Der Festliegeplatz von GONZO befindet sich am Ende der Kieler Förde im Sportboothafen Dietrichsdorf an der Schwentinemündung.

An Regatten nehmen wir erst in den letzten Jahren etwas regelmäßiger teil. Unser Schwerpunkt lag und liegt im Fahrtensegeln. Bedeutende Regattaerfolge lassen sich daher kaum vermelden; Auf der Kieler Woche konnten wir 1997 bis 2000 jeweils den 2. Platz erreichen und bei der Ärö-Rundregatta gelang uns 2oo8 auf der Strecke Marstal – Kiel ein 1. Platz. Der Sieg im Welcome-Race 2012, auf den wir sehr stolz sind, hat für uns schon eine sehr große Bedeutung.

 

Ballad.de:

Verrätst Du uns einige „Geheimnisse“?

Gonzo:

Ich habe früher versucht, bei Jochen Bierschenk genau zuzuhören, wenn er seine Regattaerfolge kommentierte, um „Geheimnisse“ zu entdecken. Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich noch immer dabei bin zu verstehen, was er (immer nur in einer Kurzfassung, gedacht für Leute mit umfangreichen Vorkenntnissen) beschrieb. Mit aufgedeckten „Geheimnissen“ kann ich leider (noch) nicht dienen.

 

Ballad.de:

Wie war Euer Start organisiert und wie hat es geklappt?

Gonzo:

Wie stets versucht man natürlich vor dem Start den Punkt der Linie zu bestimmen, der möglicherweise auf dem Weg zum Ziel bevorteilt ist. Es hat bei uns auch gut geklappt, diesen Punkt festzulegen und rechtzeitig zu erreichen. Allerdings hatten offenbar zahlreiche Teilnehmer dieselbe Idee mit der Folge, dass es uns unmittelbar nach dem Start an freiem Wind fehlte.

 

Ballad.de:

Welches ist der Segelmacher Deiner Wahl? Hast Du viele ausprobiert?

Gonzo:

Wir haben bisher alle unsere Segel von der Segelmacherei Schulz in Kiel anfertigen lassen. Bei uns am Steg sagt man, zumindest auf dem Kieler Ostufer sei der Segelkauf bei Schulz die traditionelle Art der Bootsausrüstung. Wir sind mit unseren Segeln und der Beratung sehr zufrieden und wollen deshalb nicht mit Traditionen brechen.

 

Ballad.de:

Wie ist Dein Mast getrimmt? Hast Du noch den 1. Mast oder einen flexibleren Mast?

Gonzo:

Am Mast habe ich noch nichts verändert. Beim Masttrimm richte ich mich nach einer Trimmbeschreibung, die der erfolgreiche Ballad-Segler H.P. Johannsen aus Kopenhagen vor Jahren veröffentlicht hat. Danach sollen Wanten und Stagen sehr fest gefahren werden.

 

Ballad.de:

Habt Ihr viel Wert auf Gewichtsersparnis gelegt? Von der Legende Jochen Bierschenk hört man ja, dass sogar der Tank des Petroleumkochers früher aller blieb.

Gonzo:

Wir achten schon etwas auf das Gewicht. Schwere Ausrüstungsgegenstände, die nur zum Fahrtensegeln benötigt werden und nicht vorgeschrieben sind, kommen vor einer Regatta von Bord. Aber an die Konsequenz von Jochen Bierschenk reichen wir bei weitem nicht heran. Beispielsweise benutzen wir auch während einer Regatta das schwere Steingutgeschirr weiter und alle Lebensmittel sowie Bücher bleiben an Bord. Nach unserer Auffassung ist der Gewichtstrimm durch richtige Positionierung der Crew-Mitglieder auch wichtiger als das absolute Gewicht.

 

Ballad.de:

Welche Regatten peilt Ihr als nächstes an für eine Teilnahme?

Gonzo:

Wie in jedem Jahr planen wir die Teilnahme am Welcome-Race zur Kieler Woche 2013 und wollen zu einer 2. Eckernförde-Regatta melden, die unser Club im Rahmen des FördeCups im September ausrichtet. Stefan Schalk von der LOPPUKIRI sprach mich vor einiger Zeit an und warb für eine verstärkte Teilnahme von Balladen an der Ärö-Rund-Regatta, die ebenfalls zu der Kieler Regatta-Serie gehört, die im Rahmen des FördeCups gewertet wird. Seine Werbung möchte ich gern weitergeben und kann aus eigener Erfahrung bestätigen, dass es sich bei Ärö-Rund um eine sehr schöne und anspruchsvolle Regatta handelt, an der ich gern auch wieder einmal mit dem eigenen Boot teilnehmen möchte.

 

Ballad.de:

Wie sieht Eure Segelsaisonplanung 2013 aus? Habt Ihr eine Tour geplant?

Gonzo:

Leider ist die Zeit für einen Segeltörn wieder einmal sehr knapp. Wir planen jedoch einen 14-tägigen Törn, dessen Ziel wir vom Wetter abhängig machen wollen.

 

Wir wünschen bei der diesjährigen Kieler Woche im Welcome Race 2013 am 22.6. und 23.6.2013 allen Balladen

GUTEN WIND & MAST- und SCHOTBRUCH

Jörg für Ballad.de