Klub: Helgoland (Eine persönliche Heimatkunde)

(27.12.2018 Hamburgisch) Alzich noch im Binnland gelehp hab, dachtn die Loide imma, wallich aus Hambuich bin, dassich praktisch aufm Seglboot aufgewaxn bin und hoide noch jede freie Minude mit zwanzich Meda unnam Kiel zubring – so tief issi Elbe nämlich inna Fahrinne an manche Stelln.

Aba wah gahnich so. Von mein Heimat-Statteil Langhorn issas fass zwanzich Kilomeda zu den Landunxbrüggn, undn Seglboot heddn wir uns gahnich leistn könn unt in reifaren Alda hadde ich andres zu tun. Außadehm, wennuhn anstenniges Boot hahbm wiss, mussu hoide soviel hinbleddan wie füan Middlklassewahgn, un denn lehpsu praktisch füa das Boot un febrinx jede freie Minude an Bord un muß auch im Winta noch ran un aufa Werf bei Herr Knief in Habuich schmirgln un mahln, un öhln un den Diesl inschpizian und frach-mich-nich, was noch alles. Das weiß ich alles von mein Froint Klaus.

Aba eines Tages frahch mich nu Klaus, oppich nich mah mitsegln will, seine Ballad brauch Bewehgunk. Klaus is tatsechlich praktisch aufm Seglboot zua Welt gekomm. Jehnfalz beina. Ballad? Wusstich voahea auch nix von. Stamp aus Schwedn und weat nich mea gebaut, aba das giep noch üba tausnd davon. Mah kurz die Maße: Lenge 9,14, Breide 2,92, Tiefgank 1,55, mitn Großsegl und n Foasegl, aba das is noch größa alz das Großsegl, und heiß auch nich Foasegl, sondan Genoa. Außadem n Volvo Penta Diesl mit 14 Pe-Ess. Die Fliegender Stern liech in Hamburger Jachhafen – aber der iss ganich in Hambuich: iss in Wedl. Und denn sind wia „Pagnsand runt“ geseglt. So heiß auch ne Regadda, aba wia sint natüllich gemütlich gegondlt. So gemütlich, daß inna Binn’elbe, das heiß zwüschn Insl un Fesslant, der Echolot imma weniga angezeichd hat, nua noch eins-zwanzich untam Kiel, mal mea, mal weniga. Aba gink gut aus, sonz heddn wia auf die Flut waatn müssn. Unt zur Belohnunk füa unse Gedult lahgn denn doch tatsechlich fümf Seehunde aufm Strant unt ließn sich die Sonne aufm Bauch schein.

So bin ich pahmal mitgeseglt, und denn hadde ich sozusahn den Haupschulabschluß und durfte mit nach Helgolant! Hans-Peter war auch noch mit vonna Patie. Gink auch allns gut, nua in Brunsbüddl konntn wia nich in Hafn, Wassastant wah noch zu niedrich wehgn Ebbe. Also quea rüba zur Oste, aba bei Neuhaus wah der Brüggnwechta nich im Dienz, so daß wia eaß nechstn Tach zun Frühstück in Neuhaus wahn. Na egal, in Kuxhafn laach doch tatsechlich unse gute alte Cap San Diego aufm Wochnendausfluch und der Großsehchla Alexander von Humboldt II. Das wah doch maln schönn Anblick füa uns Nostalgika!

Nehstn Tach denn nach Helgolant zu. Wah wundaschönes Wedda, und du bist schon richtig aufa hohn See un hassas Gefühl, nach Schottlant issas auch nich mea weit. Denn woade das büschn windich un ich hädde fleich doch nich den geroichatn Heilbutt zum Früstück essn solln, den Hans-Peter in den berühmtn Fischladn in Kuxhafn gekauft hadde. Der kam nun imma höha und wollte an die frische Luff, aba ich hab ihn grad noch in Schach gehaltn. Der Hahfn wah ziemlich voll, aba denn machst du Päckchen, das heiß, du lehchst außn an n annan Boot an, daschon n Liegeplazz hat.

Auf Helgolant wah ich zulezz foa fümfzich Jahn gewehsn un damahz gahp das noch nich die in mein Augn größde Attratzion: Hundate von riesige weiße Baßtölpel mit ein-Meda-achzich Spannweide, die zwei Meda voa deine Füße obm aufa Klibbe sizzn und denn abbunzu mah lossegln und sich in Stoazfluch nochn Fisch zum Ahmbrot holn.

Un nu aba di Rückfaht. Strahlnda Sonnschein, in großn Bogn voa der Ditmarscha Küste gekroizt, hohe Dünunk, das heiß Welln, wo das Boot imma tief midda Nase – Tschuldigunk, mitn Buhch, eintaucht und denn wieda hoch inn Himml. In Fahtrichtunk heiß das Stampfn, und seitlich heiß das Rolln, un beides zusamm heiß Schlingan. Und wenn du das ne Zeitlank mitgemacht hass, denn fenkt dein Mahgn auch an zu schlingan, jenfalz meina. Und eankwann giepsu den Widastant auf und denn soll Neptun ehm kriegn, was er hahbm will. Koaz un schmääzlos, und danach wah alles wieda gut und ich konnde den Rest des Törns voll genießn.

Wehgn wiedrige Winde habm wia dann in Kuxhahfn nochn „Hahfntach“ eingelehcht und Schloß Ritzebüddl angekuckt. Und am nehstn Tach wahn die Winde imma noch wiedrich, beziunksweise hahbm sich schlahfn gelehcht, und so mußtn wia denn den Diesl anwääfn und als Motoaboot nach Hause fahn.


Aus: Jörn Scheer: Hambuich – einz und jetz. Eine persönliche Heimatkunde. 2018. Verlag: Books on Demand, Norderstedt, 288 S. ISBN 9783752880588 (S. 80-81)